Dienstag, 24. Juni 2014

Energiewende im Salto: Eigenenergieerzeugung nein, Fracking ja

Bild: Christoph Froning / pixelio.de
Zwei Themen sind derzeit vorrangig auf Parlamentsebene in Bearbeitung: Die Ermöglichung von Fracking und die „Strom-Eigenerzeuger-Abgabe“. Zwischen beiden besteht ein Zusammenhang. Während die Eigen-Energieversorgung mittels einer Abgabe abgestraft werden soll, wird der Energiewirtschaft zu Lasten der Umwelt (und damit letztlich wieder des Steuerzahlers) mittels der Zulassung von Fracking zur Gewinnung von zusätzlichen Gasen (auf Zeit, da auch diese Reserven nicht ewig halten) geholfen. Energiewende ade ?

Politik sollte auf Verlässlichkeit aufbauen. Der Anreiz für „Häuslebauer“, Sonnenkollektoren zu installieren, sich selbst mit Strom zu versorgen, war eine klare Aussage in der Energiewende „weg vom Atom“. Die Möglichkeit der Einspeisung von selbsterzeugten Strom in das Netz zu bestimmten Preisen sollte den Anreiz erhöhen. Dieser letzte Anreiz der Erzielung von Einnahmen durch Einspeisung wurde und wird sukzessive abgebaut; die zur Abnahme verpflichtete Energiewirtschaft hatte sich dagegen gestemmt, da die Kosten für die Übernahme zu hoch wären.

Das Argument der Energiewirtschaft ist allerdings verfehlt. Geht man von den Kosten für Atomenergie (ohne Endversorgung) und Windrädern (auch ohne Endversorgung des verwandten Betons für Fundamente pp.) aus, mag dies eventuell richtig sein. Aber woher will die Energiewirtschaft den Strom nehmen ? Aus dem Ausland, dort aus Atomkraftwerken ? Bindet man die Energiewirtschaft in umweltschonende Mechanismen ein, wird sie auch auf diesen Strom angewiesen sein. Zuzugeben ist allerdings, dass sie hier in Systeme investieren muss, mit denen sie überschüssigen Strom (der meist nachts kommt) speichern kann um ihn später (tagsüber)abzugeben. Stattdessen setzt aber die Energiewirtschaft auf neue Methoden, wie z.B. Fracking zur Gaserzeugung. Obwohl zwischenzeitlich die umweltschädliche Art des Fracking gesichert ist (alleine für das Grundwasser, darüber hinaus auch ähnlich wie bei dem Bergbau / Tagebau für die Standsicherheit von Gebäuden in der Nähe der Gewinnung), wird dies favorisiert. 

Da Dilemma liegt letztlich darin, dass die Energiewirtschaft in der Eigenenergieversorgung eine Gefahr für die eigene Existenz sieht. Denkt man das Modell der Eigenenergieversorgung konsequent zu Ende, ist dies sicherlich letztlich nicht von der Hand zu weisen. Aber auch Pferdefuhrwerke gibt es nur noch in nostalgischen Ausnahmefällen; es rollen LKW`s über die Straßen. Die Energiewirtschaft wird also umdenken müssen. Statt dessen bequemt sie sich der Lobbys um ihre Existenz im derzeitigen Zustand zu sichern. 

Was, bitte, will aber diese Regierung und wollen die Parteien CDU/CSU, SPD, FDP und Grüne (in Bund und in den Ländern) eigentlich ? Zunächst ging es um das "Raus au der Atomenergie", der Entwicklung von Alternativen. Die Strom-Eigenerzeugung wurde (massiv) gefördert, wobei zu sagen ist, dass gegenüber den Windrädern, die auffälliger die Landschaft beschatten als Wälder, die Sonnenkollektoren das Gesamtbild kaum (wenn überhaupt) beeinträchtigen. Nun der Salto rückwärts. Nicht nur soll in Form der Umlage auf die Eigengewinnung von Strom quasi die Selbsterzeugung bestraft werden (überlegt sogar für vorhandene Anlagen), sondern gleichzeitig wird die Gesetzesinitiative für Fracking vorangetrieben. Nachdem zwischenzeitlich die Sonnenkollektoren für die Dächer ohne umweltschädliche Beimischungen hergestellt werden, kann doch die Initiative nur auf gezielte (und zugegeben gute) Lobbyarbeit der Energiekonzerne zurückzuführen sein. Mithin: Es geht nicht um Umweltschutz und nicht wirklich um die Entwicklung von (gar umweltschonenden) Alternativen oder sogar langfristiger Perspektiven, es geht schlicht um die Daseinsvorsorge von Energiekonzernen. Anders jedenfalls ist schon das Engagement für Fracking nicht verständlich, steht doch dessen umweltschädliche Wirkung fest. Wie aber kann ein Energiekonzept, welches geradezu den Umweltschutz umkehrt, eine Alternative zu Atom sein, gar die Lösung des Energieproblems (zumal auch hier nur eine zeitliche Begrenzung gegeben ist) ? Wieso muss die Alternative bei der Energie überhaupt in einer Großraumlösung liegen, ist doch die Einzellösung viel sicherer, da im Gesamtkomplex weniger anfällig (der Ausfall eines Kraftwerkes würde nicht ganze Städte lahmlegen können). Die Regierung und die Parteien zeigen neuerlich, dass sie dem Lobbyismus huldigen und den Großkonzernen nachgeben - wider der Vernunft. Aber es regen sich nur wenige. Erst wenn es zu spät ist, wird es zu Protesten kommen. Als wenn man nichts gewusst hätte....