Mittwoch, 20. Dezember 2017

Weihnachten – Zeit der wirtschaftlichen Prosperität und Politikum

Es weihnachtet sehr. Schnee fällt, hinter den Fenstern sind die lichtbestrahlten Weihnachtsbäume und glückliche Familien befinden sich vor diesen Bäumen  -   so in etwa muss man sich wohl die romantisch-verklärte Weihnacht vorstellen. Und die Wirklichkeit: Mit Klängen alter Weihnachtslieder (oder auch neuer) wird in den Geschäften um den Kunden gebuhlt, soll er animiert werden, immer mehr zu kaufen, seinen „Liebsten zu schenken“. Das Weihnachtsgeschäft, ein Höhepunkt der wirtschaftlichen Erfolge im Jahr. Nur dort ? In Büros nimmt die Hektik zu. Nicht weil uns nun das Christkind (alle Jahre wieder) geboren wird, nein, da offenbar Ultimo, der 31.12. naht. Und mit diesem Tag ändert sich wohl die Welt. Alles muss noch im laufenden Jahr geschehen.  Sei es aus steuerlichen Gründen (man will noch etwas „abschreiben“, sei es aus rechtlichen Gründen (Verjährungsproblematik) oder sei es, um noch vor dem neuen Jahr alte Dinge erledigt zu haben, die man das Jahr über hat schleifen lassen.

Stille Nacht  -  nicht im Dezember bis zum 24. Hier ist Aktion verlangt, da viel Aktionismus umgeht. Und dies alle Jahre wieder. Und wir können (oder wollen) dies nicht ändern. Im Gegenteil. Es wird merklich von Jahr zu Jahr schlimmer, drängender. Dies beflügelt von den neuen technischen Möglichkeiten, die es erlauben, mittels einer Vielzahl von Mails seinen Geschäftspartner zu bedrängen, da vieles in den ersten Mails vergessen wurde. Und Mail bedeutet: man erwartet eine sofortige Reaktion.

Weihnachten, Zeit der Besinnung. Vielleicht besinnen sich viele auf das, was sie ein Jahr vergessen haben, um dies noch nachzuholen. Besinnung ist eben nicht Besinnlichkeit. Dies hat man zu akzeptieren, sonst kann man im Trubel des Geschäftsgebarens nicht mithalten.

Nein, Weihnachten ist nicht meine Zeit. Diese Periode der Adventszeit ist ein hektischer Schlagabtausch ohne Gefühl und Regung.

Aber doch: Kulturell hat Weihnachten seinen Platz in den westlichen, christlich orientierten Ländern. So auch in Deutschland. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich Weihnachten gerne dem Opferaltar angeboten und den Monat Dezember den normalen Jahresablauf angepasst. Aber Weihnachten hat sich aus dem Staub des vergilbten Sentimentalismus herausgelöst. Es ist heute politisch geworden. Nicht, dass es jene gefördert hätten, die kulturell der Weihnachtszeit verbunden sind. Nein. Es waren just jene, die mit Weihnachten als einem christlichen Brauch nichts anfangen können und wollen. Jene, die angeblich eine kleine Minderheit sein sollen, haben es geschafft, den Bann der Unantastbarkeit der Advents- und Weihnachtszeit zu brechen. Immer mehr Unternehmen nehmen auf diese angebliche Minderheit Rücksicht, sprechen nicht mehr von Advent oder Weihnachten sondern neutraler von Festtagen oder Feiertagen. Aus Weihnachtsmärkten, deren Aufbau und Struktur alten Weihnachtsmärkten nachempfunden wurden und Nostalgie wiederspiegeln sollen, wurden teilweise Wintermärkte, um entgegenkommend der angeblichen Minderheit ein Wir-Gefühl zu vermitteln, vergessend, dass das eigene Wir-Gefühl des kulturellen Erbes dabei verdrängt wird. Nikolausumzüge, früher fester Bestandteil in Kindergärten, werden abgesagt, da damit auf St. Nikolaus verwiesen wird und damit auf einen Heiligen der christlichen Kirchen. Weihnachtsfeiern werden abgesagt, und wenn sie doch stattfinden, häufig schamhaft umbenannt.


Letztlich sind Feste wie Weihnachten und Ostern zwar fest verwurzelt in den christlichen Kirchen, aber eine Relikte aus vorchristlicher Zeit. Mit ihnen wurden die Zwangschristianisierten Völker an die Christianisierung gewöhnt, indem den ehemals heidnischen Festen christliche Grundlagen gegeben wurden. Also eine Rolle zurück ?

In der ehemaligen DDR, die gegenüber kirchlichen Traditionen nicht aufgeschlossen war und in der die Kirche letztlich nur als ein nicht zu beseitigendes Übel angesehen wurde, wurde statt Kommunion und Konfirmation aus ähnlichen Gründen die Jugendweihe eingeführt, ein staatliches Reglement. Stellt sich damit der jetzige Wandel als erneute Änderung der gesellschaftlichen Ausrichtung dar ?

Sicherlich ja. Allerdings ist die Ursache nicht aus den auswuchernden Umständen um Weihnachten entstanden. Diese ändern sich nicht. Die Änderung ist bedingt durch unternehmerische Konzessionen  an eine angebliche Minderheit im Land. Eine Minderheit, die dem Christentum nicht aufgeschlossen sondern schlicht ablehnend gegenübersteht. Wie groß diese Minderheit ist, weiß niemand genau. Dass die christlichen Kirchen immer weiter Mitgliedre verlieren, ist bekannt. Aber Kirche ist nicht gleichbedeutend mit Glaube, und selbst fehlender Glaube wäre nicht gleichbedeutend mit einer dem Glauben negativ-feindlich gegenüber stehenden Besinnung. Damit wird hier Weihnachten nicht wegen der durch unternehmerische Triebe gepaart mit dem Jahreswechsel verbundenen überbordenden Hektik auf den Opferaltar gelegt, sondern zum Zwecke der Erweiterung des Gewinnstrebens in dieser Zeit des Jahres.

Das aber greift in den kulturellen Kreislauf mit weittragenden Folgen ein. Wird doch mit dieser Maßnahme auch gleichsam die christliche Philosophie mit über Bord geworfen. Eine Philosophie, die sich an den zehn Geboten orientiert und in dem gesellschaftlichen Leben eingegliedert ist. Gebote, die so von jener Minderheit nicht gelebt werden. Das kulturelle Bewusstsein in den christlich orientierten Ländern einschließlich Deutschland ist nicht geprägt von antiquierten Gedankengut einer mittelalterlichen Kirche, sondern aufbauend auf den Grundgedanken christlicher Philosophie ausgerichtet auf einen modernen Staat, in dem Freiheit und Selbstbestimmung vornehmste Grundsätze sind. Und zur Freiheit gehört auch die Gleichberechtigung der Frau, die sich nicht dem Mann unterordnen muss, die auch z.B. frei in der Wahl nicht nur ihrer Kleidung ist.



Indem hier aus rein ökonomischen Egoismen Strukturen verändert werden, liegt keine Weiterentwicklung der Gesellschaft, sondern ein Rückschritt. Ein Rückschritt, da mit der Veränderung alleine im Sprachgebrauch nicht die Auswüchse der Weihnachtskampagnen angegangen werden und werden sollen, sondern im Gegenteil diese weiter angeheizt werden sollen. Und dabei vergessen wird, dass grundlegende Substanzen des gesellschaftlichen Zusammenlebens zerstört werden: Die Freiheit. Beugt man sich einer Minderheit, um einen kulturell bedingten Sprachgebrauch zu ändern, beugt man sich dem Willen dieser Minderheit. Dies aber ist nicht nur im demokratischen Sinne unverständlich. Denn wenn man hier kulturelles Gedankengut aufgibt, erklärt man gleichzeitig, dass man bereit ist, sämtliche kulturellen Merkmale zu opfern. Erst fängt es langsam an….

Dienstag, 14. November 2017

Annahmeverzug des Arbeitgebers setzt grundsätzlich tatsächliches Angebot des Arbeitnehmers sowie Leistungsfähigkeit voraus

Streitgegenständlich in dem Verfahren vor dem BAG war, ob der Arbeitgeber  (Beklagter) in Annahmeverzug mit der von der Arbeitnehmerin (Klägerin) angebotenen Arbeitsleistung war. Die Klägerin machte mit ihrer Klage Vergütungsansprüche geltend. Das BAG musste sich mit der Frage auseinandersetzen, wenn ein Verzug des Arbeitgebers vorliegt, der (trotz Nichterbringung der Arbeitsleistung auch bei einem Angebots zur Erbringung) vorliegt. Hintergrund war, dass die Klägerin erkrankt war und für längere Zeit arbeitsunfähig war. Am 06.02.2013 teilte die Klägerin dem Beklagten schriftlich mit, sie könne ihre Tätigkeit in der Grundpflege nicht mehr ausüben, andere leichtere Tätigkeiten, wie Behandlungspflege oder Bürotätigkeiten seien ihr aber möglich. In einem Protokoll über ein Gespräch vom 03.06.2913 heißt es zur Vorstellung der Klägerin für weitere Tätigkeiten: „reine Behandlungspflege, nichts heben“. Am 31.01.2014 erschien die Klägerin weisungsgemäß im Altenpflegeheim des Beklagten und bot ihre Arbeitsleistung an; nach Klärung ihrer Einsatzmöglichkeiten wurde sie wieder nach Hause geschickt. Nach Kündigung durch den beklagten wurde in einem arbeitsgerichtlichen Verfahren am 11.96.2014 ein Vergleich geschlossen, demzufolge die Klägerin zu geänderten Bedingungen ab dem 01.06.2014 als Verwaltungskraft weiter tätig wurde. Mit ihrer Klage verlangte die Klägerin Vergütung wegen Annahmeverzugs des Beklagten für den Zeitraum Februar bis Mai 2014.

Zunächst stellt das BAG fest, der Anspruch auf Vergütung wegen Annahmeverzugs würde nicht an dem Erfordernis eines Angebotes der geschuldeten Arbeitsleistung durch die Klägerin scheitern. Tatsächlich habe die Klägerin bei ihrem Erscheinen am 31.01.2014 ihre Arbeitsleistung für ihre bisherige Arbeit in der stationären Pflege angeboten. Zwar ließe sich nicht feststellen, dass sie ihre Leistung als Pflegekraft in einem Team W., wie es an sich notwendig gewesen wäre,  angeboten habe. Allerdings sei sie der Weisung nachgekommen, sich bei der Leiterin des Altenpflegeheims zu melden. Deshalb sei sie so zu stellen, als habe sie die geschuldete Leistung ordnungsgemäß angeboten.

Gleichwohl sei der Beklagte dadurch nicht in Annahmeverzug geraten, da die Klägerin im Streitzeitraum außerstande war, die geschuldete Leistung zu bewirken, § 297 BGB. Die Leistungsfähigkeit sei eine vom Leistungsangebot und dessen Entbehrlichkeit (entbehrlich, wenn von vornherein dieses abgelehnt worden wäre) unabhängige Voraussetzung, die während des gesamten Annahmeverzugszeitraums bestehen müsse. Die Klägerin war nach eigner Angabe nicht in der Lage, eine Arbeit in der stationären Pflege zu erbringen, wie auch nicht in der Lage, alle in der ambulanten Pflege des Team W. anfallenden Arbeiten zu verrichten. Ginge es nicht um die Zuweisung eines anderen Arbeitsplatzes, sondern darum, die Arbeitsplätze der im Team W. Beschäftigten so zuzuschneiden, dass dadurch für sie dort eine Arbeitsplatz mit nach  ihrer Ansicht „nicht-schwerer Tätigkeit entstünde, wäre der beklagte nach § 241 Abs. 2 BGB nicht verpflichtet.

Anderes würde nur dann gelten, wenn im Team W. beschäftigte Arbeitnehmer keine inhaltlich klar definierten Arbeitsplätze zugewiesen worden wären, wäre es an dem Arbeitgeber, im Rahmen der Möglichen und Zumutbaren auf gesundheitliche Beeinträchtigungen der Beschäftigten Rücksicht zu nehmen. Entscheidend wäre, ob dies im konkreten Fall möglich gewesen wäre (was von den Vorinstanzen nicht geprüft wurde).  Auch habe sich (ohne dass dem bisher nachgegangen wurde) die Klägerin darauf berufen, dass am 01.02.2014 freie Arbeitsplätze  außerhalb der Pflege bzw. ohne Pflegetätigkeiten vorhanden gewesen seien, auf denen sie hätte eingesetzt werden können. Da diesen Aspekten das Landesarbeitsgericht noch nachgehen müsse, erfolgte eine Zurückverweisung an dieses.


BAG, Urteil vom 28.06.2017 - 5 AZR 263/16 -

Mittwoch, 8. November 2017

Das dritte Geschlecht – und die Auswirkung auf die Sprache

Das Bundesverfassungsgericht hat entschieden (Beschluss vom 10.10.2017 - 1 BvR 2019/16 -): Es gibt das dritte Geschlecht. Mithin nicht nur Männlein und Weiblein, sondern auch „Divers“ bzw. „Inter“.  Eine wichtige Entscheidung, denn immerhin soll es 160.000 Betroffene (bei einer Bevölkerungszahl von 82,67 Millionen) in Deutschland geben.

Interessant ist die Meldung bereits in Ansehung der Ausführungen. Die „Person“, die die Verfassungsbeschwerde angestrengt haben soll, soll „Vanja“ heißen. In einigen Beiträgen wurde die Person als „der“ Beschwerdeführer, in anderen als „die“ Beschwerdeführerin bezeichnet – also klassisch nach Männlein bzw. Weiblein. Offenbar waren die Damen und Herren Journalisten (oder die „Diversen/Inter“-Journalisten) überfordert und sind bei der Berichterstattung in das alte Schema zurückgefallen. Wie nun also ? Da die Verfassungsbeschwerde nicht abstrakt von einer natürlichen Person zur Klärung einer Frage mit Verfassungsrang erhoben werden kann, der Verfassungsbeschwerde die Verfahren vor der ordentlichen Gerichtsbarkeit vorausgehen mussten, dürfte es sich also bei der Person namens „Vanja“ weder um ein Männlein noch um ein Weiblein handeln. Damit verbieten sich „die“ und „der“ wie auch Antragsteller mit „der Antragsteller“ oder „der Beschwerdeführer“ wie auch „die Antragstellerin“ bzw. „die Beschwerdeführerin“. Die geschlechtsspezifische übliche Unterscheidung mit „der“ und die „ wie auch mit „er“ oder „sie“ waren hier mithin völlig neben der Sache liegend. Das Bundesverfassungsgericht sprach von der beschwerdeführenden Person.

Geschlechtsneutrag sind „das“ und „es“. „Das Antragsteller“ wie auch „das Einspruchsführer“ gibt es (bisher) nicht. Der Duden wird wohl in Zukunft entsprechend ergänzt werden müssen, als bei geschlechtsspezifischen Unterscheidungen wie für Antragsteller, Beschwerdeführer, Widerspruchsführer, Kläger als auch Mieter pp. künftig ein „das“ vorangestellt werden darf bzw. muss, liegen in der entsprechenden Person die Voraussetzungen vor. Aber: endet dann das Substantiv maskulin oder feminin ? Hier kommt Freunde für die Fans des Genderns auf, die sicherlich eine neutrale, geschlechtsneutrale Formulierung verlangen mit der Folge einer neuen Wortschöpfung. Die Vergeschlechtlichung der Begriffe wird nunmehr wieder einen breiten Raum einnehmen. Es gibt dann keinen Administrator mehr, sondern Administration; dass zwischen Administrator und Administration ein Unterschied besteht, ist dabei (wohl) ohne Bedeutung. Es wird dann nicht mehr den Absender geben, sondern ein „abgesandt durch“. Der Anbieter wird zur „angebotsmachenden Person“, der Arzt / die Ärztin zur Peron im ärztlichen Dienst. Der / die Beschuldigte ist (der, die, das ?) beschuldigte Person, der Kläger / die Klägerin (der, die, das ?) klagende Person.

Wer glaubt, dass sich eine derartige, mit Verlaub den Umstandsmoment im Sinne von Umstand hochtrapierende Sprache durchsetzt ? Ich nicht.

Das Bundesverfassungsgericht musste sich mit der Frage des dritten Geschlechts aufgrund der Verfassungsbeschwerde auseinandersetzen. Ob die Entscheidung in Ihrer Begründung richtig ist, mag hier auch auf sich beruhen. Es muss wohl mit ihr umgegangen werden. Das aber kann nicht dazu führen, dass in Ansehung einer absoluten Minderheit trotz allen Minderheitenschutzes die Sprache neu ausgerichtet wird.

Man denke daran, dass die Gleichberechtigung von Mann und Frau, den bisherigen zwei Geschlechtern (die auch nach den Grundlagen der Entscheidung im Wesentlichen bestimmend sind) bis heute nicht umgesetzt wurde. Das nicht nur im sprachlichen Bereich, der von den herkömmlichen (das Wort kommt übrigens vom Stamm „Herr“, wie „Herrschaft“ und „beherrschen“) Sprachnormen beherrscht ist. Es gibt auch mehr Behinderte als jene 160.000 Drittgeschlechtler, für die diese Entscheidung eine Registrierung im Personenstandsregister entsprechend ihrer Geschlechtlichkeit zulässt, ohne dass bisher tatsächlich der verfassungsrechtliche Schutz der großen Minderheit von Behinderten adäquat umgesetzt worden wäre.


Der Schutz von Minderheiten auch im Sinne der Unterlassung von Diskriminierungen ist sicherlich notwendig und auch verfassungsrechtlich verankert. Unabhängig davon, dass dies (insbesondere im Sinne der Gender-Diskussion) die tragenden Probleme des Staates sind (denen teilweise wenig Augenmerk zur Lösung gewidmet wird), wäre es hier angezeigt, die bekannten Sprachnormen anzuwenden: Ist etwas weder männlich noch weiblich, wird versachlichend ein „das“ oder „es“ verwandt. Oder es wird für diese Personengruppe eine Umschreibung gewählt, ähnlich wie es das Bundesverfassungsgericht vorgenommen hat: Statt Kläger oder Klägerin wird es dann „die klagende Person“ heißen müssen pp. („die mietende Person“, „die angestellte Person“, die kellnerisch tätige Person“ pp.). Auch gut. Die Sprache muss also nicht neu gefunden werden. Eine allgemeine Genderierung er Sprache ist also nicht notwendig.

Montag, 26. Juni 2017

Anschlag auf die Demokratie und des Kaisers neue Kleider

Es sind dies die Worte von Martin Schulz, dem neuerkorenen Rambo der SPD: Merke, die beinahe heilige Ikone einer CDU/CSU,
verweigere systematisch die Debatte um die Zukunft des Landes. Bravo. Dies würde die Wahlverdrossenheit fördern. Dies ? Und dann die Zuspitzung, die Ejektion: „Ich nenne das einen Anschlag auf die Demokratie!“.

Schulz, der Herausforderer, wirft der Kanzlerin einen Anschlag auf die Demokratie vor. Und der Zuhörer oder Leser wird dies – aus vielerlei Gründen – vielleicht auch so sehen. Also ist Rambo-Schult damit der Erlöser Deutschlands, derjenige, der die demokratischen Wert wieder fördert ?

Weit gefehlt. Er ist Mitglied einer Partei, die mit der CDU nicht nur auf Bundesebene koaliert. Und wenn die Kanzlerin – wie Schuld dies darstellt – einen Anschlag auf die Demokratie begeht, ist dann nicht die SPD und er als Parteivorsitzender dieser SPD  Mittäter ? Was unternehmen die SPD und was unternimmt Schulz gegen einen solchen Anschlag ? Nichts. Im Gegenteil: Man regiert weiter einvernehmlich  -  im Sinne des Anschlages auf die Demokratie.

Und Rambo-Schulz verdeutlicht auch gleich in seiner Parteitagsrede, dass er im Hinblick auf demokratische Gebilde wohl auch gar nicht anders zu handeln gedenkt:

Des Kaisers neue Kleider
Oh ja, er verspricht viel. Es ist wie Grimmsches „Tischlein deck dich“: Kita kostenfrei, teilweise (und damit ersichtlich verfassungswidrig in Ansehung des Zwecks des Soli) Abschaffung des Soli in Abhängigkeit zur Einkommenshöhe, schwache Steuerermäßigung auf relativ niedrige Gehälter, erweitertes Kindergeld für einkommensschwache Familien. Aber es sind des Kaisers neue Kleider, die er in Wirklichkeit anbietet: Wie er diese Projekte finanzieren will, wird (natürlich) nicht gesagt, getreu dem Motto, vor der Wahl ist nicht nach der Wahl (oder: was kümmert mich mein dummes Geschwätzt von vorhin). Unabhängig davon, dass die kostenlosen Kitas und das erhöhte Kindergeld wohl im wesentlichen Personen zu Gute kommt, die hier in Ansehung einer Einwanderung ohnehin keine Beschäftigung haben, oder solchen, die es sich ohnehin im Sozialstaat bequem gemacht haben, lässt sich aus solchen Wahlphantasien wohl die eine oder andere Wählerstimme abzweigen, sagt aber nichts über eine mittel- gar langfristige politische Vorstellung aus. Wenn ein Verweigern der Zukunftsdebatte durch Merkel ein Anschlag auf die Demokratie ist, wird dieser aber gerade auch von Rambo-Schulz nicht auf die Beine geholfen, da auch er keine entsprechenden Perspektiven, gar glaubhaften oder nachvollziehbaren Perspektiven, benennt und damit auch diese Debatte meidet. Es geht im nur um kurzfristige Effekthascherei, reiner Populismus.

Merkel und Schuld und ihre Komparsen haben längst den Abgesang auf die Demokratie eingeleitet, die sie  - wie ihre Unterstützung Maas`scher (SPD) Pläne zur Verhinderung freier Meinungsbildung in Form des Netzwerkdurchsuchungsgesetzes belegt – wohl als ihren schlimmsten Widersacher ansehen. Und so vereint sie das, was Rambo der Ikone vorwirft. Denn sie haben die Gefahr erkannt und vereinen sich qua Briefing von hörigen Journalisten mit diesem um sich des Wählers Abtrünnigkeit zu erwehren. „Nur ein gebildetes und informiertes Volk wird ein freies Volk sein.“ (John F. Kennedy, 18.05.1963, Nashville, Vanderbild University) - mit zukunftsträchtigen Vorstellungen à la Netzwerkdurchsuchungsgesetz kann dem entgegengewirkt werden.

Also: In Wirklichkeit zeigen die Ikone Merkel und Rambo-Schult beide ihre Zukunftsvisionen aus, wenn auch nicht in netten Wörtern für den Wahlbürger oder den Parteistimmler, so doch durch Fakten wie jenen Gesetzentwurf eines Maas. Der Angriff auf die Demokratie - darin jedenfalls hat Schulz Recht.

Montag, 15. Mai 2017

Türkei und Deutschland - ein erbärmliches Trauerspiel deutscher Politik

Es gab Zeiten, da schien es ein gutes Einvernehmen zwischen Deutschland und  der Türkei zu geben.  Dies aber ist lange her. So verbanden das osmanische Reich und das deutsche Kaiserreich viele Jahre enge wirtschaftliche Beziehungen; 1914 kam es dann zur „Waffenbrüderschaft“ und nach dem Ende des Krieges zum Zerfall beider reiche.


Aber damit hat es an sich schon sein Bewenden. Auch mit dem Jahre 1961, als die ersten türkischen Gastarbeiter einreisten, führte dies nicht zu einem tief-freundschaftlichen Verhältnis. Der eine wollte in Deutschland befristet arbeiten, da er hier besser als im Heimatland Verdienste, der andere wollte sich die ausländischen (und auch türkischen) Arbeitskräfte in Ansehung eines beginnenden Arbeitskräftemangel (gerade in bestimmten Berufszweigen) nutzbar machen. Es war vom Grundsatz her eine auf Zeit angelegte Zweckgemeinschaft zwischen Deutschen und Türken. Nicht eingeplant war sicherlich, dass sich türkische Staatsangehörige letztlich dauerhaft in Deutschland niederlassen. Beitrittsverhandlungen zwischen der EU und der Türkei ziehen sich wie ein Kaugummi; mit verschiedensten Gründen wird (mehr hinter vorgehaltener Hand) argumentiert, weshalb die Türkei nicht (Voll-) Mitglied werden dürfe; seit de. 1.1.-1996 ist sie der europäischen Zollunion innerhalb der EU angeschlossen.

Nun wird in der Türkei das Regiment von einer Person geführt, dessen demokratische Gesinnung - formuliert man es vorsichtig -  erhebliche Zweifel aufkommen lässt und  dessen Menschenbild, auch in Bezug auf Frauen, geprägt ist von der islamischen Welt.  Nachdem er durch ein  von ihm initiiertes Referendum, über welches auch von Türken (auch Türken mit doppelter Staatsangehörigkeit) in den Ländern der EU abgestimmt werden durfte, die Mehrheit für sein angestrebtes präsidiales System unter weitgehender Ausschaltung parlamentarischer Kontrolle erreicht hat, wurde die Frage laut, weshalb zum Beispiel auch die Mehrheit der Türken in Deutschland für dieses demokratiefeindliches System stimmten. Und musste man sich da nicht die Augen reiben („wach ich oder träum ich“) wenn aus bestimmten politischen Zirkeln ernsthaft ertönte, Schuld sei die fehlende Integration der Türken in Deutschland, an der gearbeitet werden müsste.

Da leben viele dieser Türken bereits ihr ganzes Leben in Deutschland, haben sogar die doppelte Staatsangehörigkeit. Sie nutzen das deutsche Sozialsystem, beteiligen sich (so sie die doppelte Staatsangehörigkeit haben) an Wahlen hier und dort, pflegen ihre türkische Sprache, wohnen eng beieinander pp.  und kennen sich teilweise bei Sozialleistungen besser aus als mancher deutscher. Sie besuchen die öffentliche Schulen, wobei allerdings in Gegenden mit extrem hoher türkischer Bevölkerungsdichte die Schulen entsprechend hohe Quoten von türkischen Kindern aufweisen. Da viele der Türken, auch wenn sie bereits jahrelang in Deutschland wohnen, nicht die deutsche Sprache beherrschen, sind diese Schulen vor einem nicht lösbaren Problem: Sie müssen zunächst die deutsche Sprache vermitteln, weshalb der Unterricht nicht entsprechend dem Lehrplan fortschreiten kann und zur Benachteiligungen  auch der dortigen deutschen Schüler gegenüber Schülern an Schulen mit einem nicht so hohen Ausländeranteil führt.  

Es fehlt nicht an einer fehlenden Integration, sondern an einem fehlenden Integrationswillen der in Deutschland lebenden Türken. Wär ein Integrationswille vorhanden, würde auch die Sprache gelernt und beherrscht; bei denjenigen Türken, die tatsächlich integriert sind, lässt sich dies an ihren Deutschkenntnissen und ihre Sozialisation in der Umgebung auch ohne weiteres feststellen.

Aber was hat die Frage der Abstimmung für ein demokratiefeindliches Präsidialsystem in der Türkei mit einer Integration in Deutschland zu tun ? Viel. Denn mit einem Abstimmungsverhalten pro Präsidialsystem in der Türkei hat diese Mehrheit der in Deutschland lebenden Türken klar zu erkennen gegeben, was sie von demokratischen Werten und einem Rechtsstaatssystem hält. Nicht eine fehlende Integration in Deutschland kann dies bewirken, da es zunächst keine Auswirkungen auf Deutschland hat: Ursächlich sind politische Werte und Grundeinstellungen, die nicht mit den mitteleuropäischen Werten gleichgestellt werden können. Es handelt sich um verschiedene Kulturzonen. Zwar gab es hier einmal tendenziell eine Annäherung. Nachdem in Westeuropa durch das Zeitalter der Aufklärung (beginnend mit 1700) der Einfluss der Kirche immer weiter zurückgedrängt wurde, hatte zwar Atatürk mit seinen Reformen 1923ff einen Anschluss versucht, ist dieser aber spätestens seit dem Auftreten von Erdogan auf der nationalen politischen Bühne in der Türkei vorbei. Und wie brüchig der versucht Atatürks war, Staat und Kirche zu trennen, zeigt der Umstand, wie schnell Erdogan alle zurückdrehen konnte, bis hin zur Wiedereinführung der (Voll-) Verschleierung pp. Dies ist jene soziale und politische Welt, in der auch in Deutschland lebende Türken nach wie vor beheimatet sind. Es fehlt der Wille, die westlichen Werte zu übernehmen und damit folgerichtig der Wille und die Möglichkeit der Integration. Wer die Staatsräson über das Prinzip Demokratie, die Unterwerfung der Frau unter das Prinzip der Gleichberechtigung stellt, ist nicht bereit, sich integrieren zu lassen.

Wird also das Abstimmungsverhalten der in Deutschland lebenden Türken auf eine fehlende Integration zurückgeführt, wie es linke Gruppierungen gerne tun, verdrängen sie wesentliche Faktoren. Noch schlimmer: Ihre plakative Ausdrucksweise lässt gar die Mutmaßung zu, Integration würde von ihnen so verstanden, dass sich die deutsche Bevölkerung ihnen anzupassen habe. Dann aber wäre auch das Ergebnis der Abstimmung nicht zu verhindern gewesen, sondern ebenfalls folgerichtig.

Wenn nun gar vor dem Hintergrund des Ergebnisses solcher Abstimmungen zur Integration gefordert wird, den Türken resp. allen in Deutschland lebenden Ausländern (einschl. der geduldeten Asylbewerber) ein Stimmrecht bei Wahlen in Deutschland zu geben, überschwenglich sogar noch gefordert wird, dass den Eltern von minderjährigen Kindern ein Stimmrecht auch für jedes ihrer Kinder gewährt werden sollte, so wird daraus  nichts als blanke Angst vor dem eigenen politischen Aus deutlich, welches man wohl noch durch eine unverständliche und in der Sache nicht begründbare Flucht in eine Ausweitung des Wahlrechts hofft aufhalten zu können. Die dies fordernden Parteien (für Migranten die Grünen und SPD, für das Wahlrecht der Eltern für ihre minderjährigen Kinder SPD) denken nicht an Demokratieprinzipien (weshalb soll eine Familie mit vielen Kindern auf die Personen der Eltern eine Vielzahl von Stimmen vereinigen können, kann sich doch ein kleines Kind sicherlich nicht sachkundig artikulieren und ist doch das Mehrstimmrecht alter Zeit (dort auch qua Bildung, Einkommen pp.) zu Recht verpönt. Der Stimmenfang um mögliche Wählerstimmen lässt groteske Züge erkennen. Er dient aber jedenfalls nicht einer demokratischen Bewegung.

Damit lässt sich wohl nur festhalten, dass die Türkei und die in Deutschland anwesenden Türken für die Politik nichts anderes sind als eine zu politischen Zwecken einsetzbare Masse. 




Montag, 8. Mai 2017

Klimaschutz contra Klimaschutz - populistische Irrungen der Politik

Da wird frohlockend von den Jüngern der Energiewende das Windrad propagiert. Und neben dem Windrad-Wäldern die riesigen Felder mit Sonnenkollektoren. Und da der Strom daraus nicht ausreichend ist, in Deutschland den Bedarf zu decken, kommen Kohlkraftwerke hinzu. Umwelt- und Klimapolitik der neuen Werte.  Und was soll damit erreicht werden ?



Ein Klimawandel ist wohl als gegeben anzunehmen. Dieser in Form einer allgemeinen Erderwärmung.  Diese Erderwärmung führt zur Schmelze des Polareieses und das wiederum zur Verlangsamung des Golfstroms (bis hin zum, teilweise schon geschehenen, Stillstand des Golfstroms, der für die klimatischen Verhältnisse in Europa bedeutsam ist. Steht der Golfstrom still, führt dies zwangsläufig zur Kälteperiode in Nordeuropa (vgl. auch http://www.br.de/themen/wissen/golfstrom-meeresstroemung-klimawandel100.html).

Die fundamentale Aussage der Jünger der Energiewende zum Zwecke des Klimaschutzes ist aber fehlerhaft. Längst ist wissenschaftlich erwiesen, dass der Mensch nur einen Bruchteil an Einfluss auf die Klimaänderung hat. So stellt sich bereits die Frage, weshalb seit der Eiszeit die Erderwärmung steigt, gab es doch damals keinen vom Menschen verursachten CO2-Ausstoß. Forscher sind sich uneinig; teilweise wird sogar die Ansicht vertreten, dass die Maßnahmen gegen eine Erderwärmung kontraproduktiv sind, da sich Nachteile und Vorteile des menschlichen Handelns die Waage halten würden, weshalb es durch einen Eingriff zu einem ungünstigen Effekt käme.

Dies soll hier nicht weiter beleuchtet werden. Die Frage aber stellt sich, ob mit den Maßnahmen, die (in Deutschland und Europa) zum Klimaschutz getroffen wurden, tatsächlich Klimaschutz erreicht wird. Als Vorzeigemodell soll hier das E-Auto gelten: Kein Benzin oder Diesel, kein CO2-Ausstoß. Soweit wohl so richtig. Die negativen Effekte des E-Autos in Bezug auf die dort verwandten und stets auszuwechselnden Batterien (bezeichnend ist, dass beim Kauf des E-Autos die Batterie nur gemietet wird) mit ihren Schadstoffen und der erhöhte Abrieb der Reifen sollen hier auch unbeachtet bleiben. Die Frage, die sich stellt, ist doch: Woher kommt der Strom ? Er wird durch Windräder erzeugt, durch Sonnenkollektoren und  - was meist verschwiegen wird -  die Kohlekraftwerke.

Die Windradparks stellen weder eine landschaftliche Verschönerung dar noch sind sie umweltverträglich. Die üblichen Windräder mit horizontaler Drehachse 3-2-1 Rotoren verursachen verursachen einen periodischen Schattenwurf bei Sonneneinstrahlung. Stichwörter sind Schattenwurf, Schlagschatten und Kernschatten. Dies ist gesundheitsschädlich auch für den Menschen. Die Geräusche der Anlagen sind jedenfalls schädlich für Tiere. Vögel verenden durch die Rotorenbätter.


Die Sonnenkollektoren fügen sich gleichfalls nicht in das Landschaftsbild ein. „Plantagen“ mit Sonnenkollektoren verunzieren nicht nur die Landschaft; sie vernichten auch wertvolles Weide- und Ackerland. Während eine „Denaturierung“ vorangetrieben werden soll, um eine Vielfalt von Pflanzen und Tieren zu erhalten, wird diese auf der anderen Seite durch die für Sonnenkollektoren genutzte Flächen in ihr Gegenteil verwandelt.  An Standorten der großen Sonnenkollektoren-Anlagen wird die Vielfalt der Pflanzen und Tiere  (bewusst in Kauf genommen) extrem eingeschränkt.

Während die Windräder und Sonnenkollektoren sicherlich einen CO2-Ausstoß eindämmen, ist dies aber bei den Kohlekraftwerken nicht der Fall. Im Gegenteil. Deutschland gehört zu den größten Importeuren von Braunkohle. Selbst in einem Naturschutzgebiet der USA (den Appalachen) wird für deutsche Kohlekraftwerke Braunkohle abgebaut; hier werden ganze Berge für den Abbau in die Luft gesprengt. Das widerspricht jeglichen Naturschutz. Und ökologisch ist dies auch in Ansehung des notwendigen Transports der Braunkohle zu den Kraftwerken in Deutschland ebenfalls nicht; ein Transport, der mit CO2-Emissionen verbunden ist.  Und die Verarbeitung selbst ? Wie formulierte es der Spiegel: Einzelne Braunkohlemeiler stoßen so viel CO2 aus wie ganze Staaten.“ (http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/kohlekraftwerke-in-deutschland-stossen-mehr-co2-aus-als-im-eu-schnitt-a-962028.html). Die Folge der Stromgewinnung mittels der Kohlekraftwerke sind gesundheitliche Schäden und ein erheblicher CO2-Ausstoß.

Bedeutet also diese Klimapolitik gegen den CO2-Ausstoß nur eine Änderung des Gegenstandes, der ihn ausstößt ? Sollen statt Kraftfahrzeugen künftighin diese qua Strom aus der Batterie mit Strom aus Kohlekraftwerken fahren, ohne dass in der Sache etwas gewonnen wäre ? Eine politische Mogelpackung. Interessant in diesem Zusammenhang der Artikel von Vince Ebert auf Spectrum.de (http://www.spektrum.de/kolumne/was-waere-wenn-wir-alle-elektrisch-fahren-wuerden/1441400). Woher soll der Strom für E-Autos genommen werden, wenn alle Bundesbürger nur noch diese anstelle ihrer Benziner oder Diesel fahren ?

Die politischen Vorgaben für einen Klimaschutz dienen nicht dem Klimaschutz. Sie mögen der Automobilindustrie helfen, neue Fahrzeuge zu verkaufen (die alten müssen entsorgt werden, was auch zu Lasten der Umwelt geht). Die Irrungen der Politik sind immanent und dienen nur dem Populismus, sich auf ein Thema konzentriert zu haben, mit dem man dem äußeren Anschein nach „in“ ist: Umwelt und Klimaschutz. Tatsächlich erfolgt dies aber nicht. 

Freitag, 20. Januar 2017

America first - eine klare Aussage von Trump in seiner ersten Rede als Präsident

Auch wenn die deutsche Medienlandschaft – so Spiegel online anlässlich der Lifeübertragung der ersten Rede Trumps nach seiner Vereidigung – meinen, die Rede hätte keine klare Aussagen enthalten, ist eine solche, neben jener, dass er das Establishment anprangerte und den Weg zurück zum Volk ankündigte. Mit Establishment sind jene gemeint, die derzeit das sagen im Staat haben, so die Politiker.

Obama, der teilweise wie ein Heilsbringer gelobt wird, obwohl er von seinen Wahlaussagen letztlich eingehalten hat und sein Krankenversicherungsmodell bankrott ist, der eine erhebliche Neuverschuldung hinterließ, hat sich in der internationalen Politik stark engagiert. Dies war aber ein kriegerischer Präsident, einer, der zu denen gehört, die nicht für eine Befriedung gesorgt haben, sondern zu einer zunehmenden Anfeindung. Die Auseinandersetzung mit dem ISIS, die Auseinandersetzung mit Terrororganisationen war halbherzig. Statt dessen kam es sogar zu einer Verschärfung des Ost-West-Konflikts, ja zu einem Wiederaufleben dieses Konflikts. Das dieser zuletzt nicht eskalierte, war nur dem Umstand gezollt, dass sich Putin mit weiteren Gegenreaktionen in Ansehung der anstehenden Präsidentschaftsübernahme durch Trump zurückhielt.

Trump will sich für die USA und deren wirtschaftliches Wohlergehen einsetzen. Billigimporte sollen so ausgemerzt werden, die zu Lasten einer Produktion in den USA gehen. Das hört sich nach Protektionismus an. Protektionismus, so wird ihm vorgehalten, widerspricht der Globalisierung. Eine Globalisierung, die nicht unbedingt gesund ist, wenn dieser völlig unkontrolliert läuft. Denn dabei geht es nur noch um die Wahl günstiger Standorte, kostengünstig für Produktionen, günstig für Steuern. Während die EU sogenannte Steueroasen durch den Versuch des Nachweises von Steuerhinterziehungen oder Drohungen gegen die entsprechenden Länder versuchen, dem Einhalt zu gebieten, will Trump einen anderen Weg einschlagen: Die Steuern ermäßigen um so den Anreiz für Auslagerungen einzudämmen (verbunden mit einer milden Steuer für das zurückkehrende Kapital), zum anderen durch Einfuhrzölle, die verhindern sollen, dass im Ausland billig hergestellte Produkte im Inland einen Markt finden können. Dies ist zunächst ein Ansatz, gegen den nichts einzuwenden ist. Er dient der eigenen Wirtschaftskraft, wobei stets berücksichtigt werden muss, dass die USA die einzige Nation weltweit sind, die ob der vorhandenen Ressourcen autark sein können. Führt dieser Protektionismus dann zur Reaktion in anderen Staaten, die auch die Einfuhrzölle erhöhen, stellt sich vielleicht für die USA die Frage, ob der Kurs abgeschwächt werden muss. Das könnte durch bilaterale Abkommen erfolgen. Damit aber hätte dann Trump sein Ziel gleichwohl erreicht. Dass ein Präsident schon vor einem Amtsantritt in Bezug auf seine Wirtschaftspolitik Erfolge erzielt, wie es bei Trump der Fall ist (man denke an z.B. Ford, welches nun doch in den USA und nicht in Mexiko investieren will), ist wohl einmalig.

Trump will sich dem Terrorismus zuwenden und diesen  - mit Hilfe der Russen -  bekämpfen. Hier hat er eine eindeutige Vorgabe gemacht. Dass er zeitgleich die NATO angreift, ist nicht verwunderlich, da diese im wesentlichen auf die USA setzt. Er verdeutlichte dies auch in seiner Antrittsrede vor dem Kapitol anlässlich seiner Amtseinführung. Bleibt die NATO, werden die Bündnispartner mehr (insbesondere auch finanziell) dazu beizutragen haben. Die USA sind nicht unbedingt auf die NATO angewiesen, währen die Europäer wie selbstverständlich auf die NATO und damit auf die USA ihre Verteidigung aufgebaut haben. Dabei wird von den Kritikern von Trump offenbar verkannt, dass die NATO als Abwehr vor der sowjetischen Gefahr aufgebaut wurde, letztlich damit dem nicht mehr existierenden Warschauer Pakt Paroli bieten sollte. Ein Umstand, für den es jetzt an der Grundlage fehlt. Selbst wenn man die Russen als gefährlich einstufen sollte. Soweit hier das „Problemfeld“ Ukraine benannt wird, derentwegen es Truppenaufmärsche des Westens gen Osten gibt, anbelangt, scheint Trump hier kein Problem zu sehen. Recht hat er, da ersichtlich die Ukraine nur deshalb zum Spielball der (kriegerischen und menschenverachtenden) Politik wurde, da der Westen sich immer weiter nicht nur nach Russland ausdehnen wollte, sondern den Russen (so mit der Krim, die ehedem den Ukrainern von den Russen geschenkt wurde, wobei mit Auflösung der Sowjetunion und der Sowjetunion die Geschäftsgrundlage für die Schenkung entfallen war) die Grundlage ihrer industriellen Einrichtungen entziehen wollte. Moldawien, welches auch mit der EU liebäugelte, hat das Problem erkannt und qua Wahlen verhindern, dass es auch in diesen Sog gerissen wird. Es darf davon ausgegangen werden, dass Trump (entsprechend der lediglich mündlichen Vereinbarung im Zusammenhang mit der Wiedervereinigung Deutschland) nichts dagegen hat, dass die Ukraine in der Einflusssphäre der Russen verbleibt, womit er einen wichtigen Punkt zur Erhaltung eines Friedens auch hier in der Region setzen würde. Damit aber würde er auch die Russen zu einem gemeinsamen Vorgehen gegen diejenigen Kräfte.  Die ernsthaft den Weltfrieden durch Terrorismus gefährden, die islamischen Verbände, sollen bekämpft werden. Kein Gegeneinander der Staaten, sondern ein Miteinander.

Damit sind aber auch die außenpolitischen Ziele klar deklariert. Die USA werden nicht auf Abrüstung setzen (wogegen schon die Benennung des Verteidigungsministers spricht), sondern auf Stärke. Eigene Stärke. Auch wenn Trump eine Mauer nach Mexiko bauen will (um so die illegale Einwanderung von dort zu unterbinden), ist es keine Abschottung, sondern der Weg nach einer Normailität. Denn als normal wird man kaum unkontrollierte, illegale Grenzübertritte ansehen können. Auch dies ist ein „America first“.

Mithin: Auch wenn deutsche Journalisten in der ihnen eigenen Art ideologischer Besserwisserei die Rede von Trump als Wahlkampfrede brandmarken, bleibt festzuhalten. Dass diese Rede letztlich das beinhaltet, was er im Wahlkampf bereits verbreitet hat und damit als Programm seiner Regierungszeit bestätigt, ist als positiv zu bewerten. Er weicht nach der Wahl nicht davon ab. Wenn mit Häme auf die Angaben des designierten Verteidigungsministers im Ausschuss Bezug genommen wird, der die Russen anders sieht als es Obama wohl tut, darf nur am Rande angemerkt werden, dass diese Journalisten wohl vom amerikanischen Regierungssystem keine oder kaum Ahnung haben: Ebenso wie der Vorwurf bezüglich der letzten Pressekonferenz von Trump vor seiner Amtseinführung fatal falsch war, er würde  Fragende einfach nicht Wort kommen lassen, vor dem Hintergrund, dass in den USA der Redner auch bei einer Pressekonferenz (gleich auf welcher Ebene diese stattfindet) darüber befindet, wer Fragen stellen darf, bestimmt nicht der Verteidigungsminister das Verhältnis und Vorgehen gegen Staaten, sondern der Präsident selbst.


Es gilt gemeinhin und auch in den USA, dass der Gewählte in den ersten 100 Tagen zeigen kann, ob und inwieweit er bereit und in der Lage ist, das durchzusetzen, was er sich (für die Wahlperiode) vorgenommen hat. Für Trump kann kaum etwas anderes gelten. Und er hat bereits am Tag seiner Vereidigung anlässlich des traditionellen Mittagessens im Kongress über 30 Dekrede, die er wohl handschriftlich in den vergangenen Wochen verfasste, zur Verwunderung aller unterschrieben. Er geht mit Macht dran. Sicherlich, um mit Spiegel-Online zu sprechen, er war ein Patriarch in seinem Imperium – wieso aber sollte er dies als Präsident der USA, der dies von der Verfassung her ist, aufgeben ? Die Weltgemeinschaft  muss sich auf ihn einstellen, ob sie will oder nicht. Die Politik dürfte wohl eine andere werden, eine, die nicht von Lobbyismus geprägt ist, sondern (im Fall von Trump) auf eine Rückbesinnung auf das, was der Wähler von einer Regierung erwarten darf und muss: Die Vertretung der Interessen des eigenen Staates und die Förderung des eigenen Staates.