Es weihnachtet sehr. Schnee
fällt, hinter den Fenstern sind die lichtbestrahlten Weihnachtsbäume und glückliche
Familien befinden sich vor diesen Bäumen
- so in etwa muss man sich wohl die romantisch-verklärte
Weihnacht vorstellen. Und die Wirklichkeit: Mit Klängen alter Weihnachtslieder
(oder auch neuer) wird in den Geschäften um den Kunden gebuhlt, soll er
animiert werden, immer mehr zu kaufen, seinen „Liebsten zu schenken“. Das
Weihnachtsgeschäft, ein Höhepunkt der wirtschaftlichen Erfolge im Jahr. Nur
dort ? In Büros nimmt die Hektik zu. Nicht weil uns nun das Christkind (alle
Jahre wieder) geboren wird, nein, da offenbar Ultimo, der 31.12. naht. Und mit
diesem Tag ändert sich wohl die Welt. Alles muss noch im laufenden Jahr
geschehen. Sei es aus steuerlichen
Gründen (man will noch etwas „abschreiben“, sei es aus rechtlichen Gründen
(Verjährungsproblematik) oder sei es, um noch vor dem neuen Jahr alte Dinge
erledigt zu haben, die man das Jahr über hat schleifen lassen.
Stille Nacht -
nicht im Dezember bis zum 24. Hier ist Aktion verlangt, da viel
Aktionismus umgeht. Und dies alle Jahre wieder. Und wir können (oder wollen) dies
nicht ändern. Im Gegenteil. Es wird merklich von Jahr zu Jahr schlimmer, drängender.
Dies beflügelt von den neuen technischen Möglichkeiten, die es erlauben,
mittels einer Vielzahl von Mails seinen Geschäftspartner zu bedrängen, da
vieles in den ersten Mails vergessen wurde. Und Mail bedeutet: man erwartet
eine sofortige Reaktion.
Weihnachten, Zeit der Besinnung.
Vielleicht besinnen sich viele auf das, was sie ein Jahr vergessen haben, um
dies noch nachzuholen. Besinnung ist eben nicht Besinnlichkeit. Dies hat man zu
akzeptieren, sonst kann man im Trubel des Geschäftsgebarens nicht mithalten.
Nein, Weihnachten ist nicht meine
Zeit. Diese Periode der Adventszeit ist ein hektischer Schlagabtausch ohne
Gefühl und Regung.
Aber doch: Kulturell hat
Weihnachten seinen Platz in den westlichen, christlich orientierten Ländern. So
auch in Deutschland. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich Weihnachten
gerne dem Opferaltar angeboten und den Monat Dezember den normalen Jahresablauf
angepasst. Aber Weihnachten hat sich aus dem Staub des vergilbten
Sentimentalismus herausgelöst. Es ist heute politisch geworden. Nicht, dass es
jene gefördert hätten, die kulturell der Weihnachtszeit verbunden sind. Nein.
Es waren just jene, die mit Weihnachten als einem christlichen Brauch nichts
anfangen können und wollen. Jene, die angeblich eine kleine Minderheit sein sollen,
haben es geschafft, den Bann der Unantastbarkeit der Advents- und
Weihnachtszeit zu brechen. Immer mehr Unternehmen nehmen auf diese angebliche
Minderheit Rücksicht, sprechen nicht mehr von Advent oder Weihnachten sondern
neutraler von Festtagen oder Feiertagen. Aus Weihnachtsmärkten, deren Aufbau
und Struktur alten Weihnachtsmärkten nachempfunden wurden und Nostalgie
wiederspiegeln sollen, wurden teilweise Wintermärkte, um entgegenkommend der
angeblichen Minderheit ein Wir-Gefühl zu vermitteln, vergessend, dass das
eigene Wir-Gefühl des kulturellen Erbes dabei verdrängt wird. Nikolausumzüge,
früher fester Bestandteil in Kindergärten, werden abgesagt, da damit auf St.
Nikolaus verwiesen wird und damit auf einen Heiligen der christlichen Kirchen.
Weihnachtsfeiern werden abgesagt, und wenn sie doch stattfinden, häufig schamhaft
umbenannt.
Letztlich sind Feste wie
Weihnachten und Ostern zwar fest verwurzelt in den christlichen Kirchen, aber
eine Relikte aus vorchristlicher Zeit. Mit ihnen wurden die
Zwangschristianisierten Völker an die Christianisierung gewöhnt, indem den
ehemals heidnischen Festen christliche Grundlagen gegeben wurden. Also eine
Rolle zurück ?
In der ehemaligen DDR, die
gegenüber kirchlichen Traditionen nicht aufgeschlossen war und in der die
Kirche letztlich nur als ein nicht zu beseitigendes Übel angesehen wurde, wurde
statt Kommunion und Konfirmation aus ähnlichen Gründen die Jugendweihe eingeführt,
ein staatliches Reglement. Stellt sich damit der jetzige Wandel als erneute
Änderung der gesellschaftlichen Ausrichtung dar ?
Sicherlich ja. Allerdings ist die
Ursache nicht aus den auswuchernden Umständen um Weihnachten entstanden. Diese
ändern sich nicht. Die Änderung ist bedingt durch unternehmerische
Konzessionen an eine angebliche
Minderheit im Land. Eine Minderheit, die dem Christentum nicht aufgeschlossen
sondern schlicht ablehnend gegenübersteht. Wie groß diese Minderheit ist, weiß
niemand genau. Dass die christlichen Kirchen immer weiter Mitgliedre verlieren,
ist bekannt. Aber Kirche ist nicht gleichbedeutend mit Glaube, und selbst
fehlender Glaube wäre nicht gleichbedeutend mit einer dem Glauben
negativ-feindlich gegenüber stehenden Besinnung. Damit wird hier Weihnachten
nicht wegen der durch unternehmerische Triebe gepaart mit dem Jahreswechsel verbundenen
überbordenden Hektik auf den Opferaltar gelegt, sondern zum Zwecke der
Erweiterung des Gewinnstrebens in dieser Zeit des Jahres.
Das aber greift in den kulturellen
Kreislauf mit weittragenden Folgen ein. Wird doch mit dieser Maßnahme auch gleichsam
die christliche Philosophie mit über Bord geworfen. Eine Philosophie, die sich
an den zehn Geboten orientiert und in dem gesellschaftlichen Leben
eingegliedert ist. Gebote, die so von jener Minderheit nicht gelebt werden. Das
kulturelle Bewusstsein in den christlich orientierten Ländern einschließlich
Deutschland ist nicht geprägt von antiquierten Gedankengut einer
mittelalterlichen Kirche, sondern aufbauend auf den Grundgedanken christlicher
Philosophie ausgerichtet auf einen modernen Staat, in dem Freiheit und
Selbstbestimmung vornehmste Grundsätze sind. Und zur Freiheit gehört auch die
Gleichberechtigung der Frau, die sich nicht dem Mann unterordnen muss, die auch
z.B. frei in der Wahl nicht nur ihrer Kleidung ist.
Indem hier aus rein ökonomischen
Egoismen Strukturen verändert werden, liegt keine Weiterentwicklung der
Gesellschaft, sondern ein Rückschritt. Ein Rückschritt, da mit der Veränderung
alleine im Sprachgebrauch nicht die Auswüchse der Weihnachtskampagnen
angegangen werden und werden sollen, sondern im Gegenteil diese weiter
angeheizt werden sollen. Und dabei vergessen wird, dass grundlegende Substanzen
des gesellschaftlichen Zusammenlebens zerstört werden: Die Freiheit. Beugt man
sich einer Minderheit, um einen kulturell bedingten Sprachgebrauch zu ändern,
beugt man sich dem Willen dieser Minderheit. Dies aber ist nicht nur im
demokratischen Sinne unverständlich. Denn wenn man hier kulturelles Gedankengut
aufgibt, erklärt man gleichzeitig, dass man bereit ist, sämtliche kulturellen
Merkmale zu opfern. Erst fängt es langsam an….