Nein, nicht was Sie meinen,
eventuell insgeheim gewünscht haben. Kein Austritt aus der Gemeinschaftswährung
Euro. Es wird vielmehr der Tag sein, an dem der Euro als Bargeld verschwindet.
Dann gehen nur noch Plastikkarten: Bitte ein Brötchen, für 20 Cent, hier meine
Karte.
Sie meinen, Utopie ?
Die dänische Regierung plant
einen Vorstoß. Restaurants, Geschäfte und Tankstellen sollen nicht mehr
verpflichtet sein, Bargeld anzunehmen [1].
Begründet wird dies mit den „enormen Kosten“ des Cash für Einzelhändler.
Richtig ist sicherlich, dass gegebenenfalls zusätzliche Kosten mit Bargeld
verbunden sind. In Frankfurt-Bonames war eine freie Tankstelle, die sich
entschlossen hatte, keine Kreditkarten mehr anzunehmen. Das Projekt dauerte
vier Wochen; danach wurden Kreditkarten wieder (freudig) akzeptiert. Der Grund
war einfach: Durch mehr Bargeld in der Kasse erhöhte sich der
Versicherungsbeitrag. Die Gebühren an den Kartenausgeber waren demgegenüber
niedriger.
Allerdings geht es wohl im
Ergebnis nicht um die Schonung von Einzelhändlern. Wird Bargeld eingestellt
(oder auf Münzen für den Kauf tatsächlich des Brötchens, einer Tageszeitung
u.ä. beschränkt), lässt sich der Zahlungsstorm besser verfolgen. Buchgeld ist
ohne weiteres kontrollierbar. Schwarzgeldgeschäfte sind nahezu ausgeschlossen.
Denn wie soll die private Putzfrau, die nicht angemeldet wird (auch nicht
umständlich/bürokratisch über die Minijob-Zentrale), bezahlt werden ? Wenn es
kein Bargeld gibt: Kauft man ihr dann für das Entgelt Lebensmittel ? Sicherlich
eine bedenkenswerte Variante, ist doch Bargeld nur ein Tauschersatz statt
Ware/Leistung gegen Ware/Leistung (sogen. Tauschwirtschaft).
Den Nutzen von der Abschaffung
des Bargeldes hat also im wesentlichen „der Staat“. Er kann feststellen, wer
wann wem welche Zahlungen geleistet hat. Schon heute ist es ihm mit einfachen
Mitteln möglich, Kontendaten abzufragen (eine Möglichkeit, von der die
verschiedensten staatlichen Stellen zunehmend Gebrauch machen, ob
gerechtfertigt und damit zulässig oder nicht). Ohne Bargeld wird ihm ein
totaler Überblick gewährt. Es sei denn, der Zahlende verfügt über ein
ausländisches Konto, auf welches es nicht den freien Zugriff der Behörden gibt.
Aber ein solches Konto müsste in einer Einkommensteuererklärung (abstrakt)
deklariert werden, enthält doch das Einkommensteuerformular die nette Frage, ob
der Steuerpflichtige über „auf Dauer angelegte Geschäftsbeziehungen zu
Finanzinstituten im Ausland“ verfügt (Ziffer 109 des Mantelbogens). Bejaht man dies zur Vermeidung jedenfalls
einer Steuerodnungswidrigkeit, gerät man ohnehin in den Kreis möglicher
Steuerhinterzieher, insbesondere dann, wenn sich aus den sonstigen Erklärungen
keine Einnahmen (wie z.B. Zinsen/Dividenden) ergeben sollten. Und sicherlich
dürfte es auch mittelfristig keine Bank im EU-Raum sein, da davon auszugehen
ist, dass deren Konten ebenso zur Einsicht durch die Behörden anderer Staaten
freigegeben werden, wie die Konten im eigenen Land. Schweiz ? Nein, die geben
ohnehin alle gewünschten Auskünfte. Aber Sie haben schon etwas von den Cayman
Islands gehört - auch wenn eventuell dort der Zugriff auf die
Daten nicht möglich sein sollte, müssen Sie sich fragen lassen, was Sie sich
die Transfers kosten lassen wollen. Zudem: Wie wollen Sie dorthin Geld
transferieren, da die ausgehende Überweisung aus Deutschland bekannt wäre. Und
wohin wollen Sie überweisen: Auf ein deutsches Konto mit der Möglichkeit der
Fragen an den Empfänger über die Herkunft ?
Aber Sie wollen sicherlich auch
keine Steuerhinterziehung begehen, benötigen also derartige „Produkte“ nicht.
Und Ihre Putzfrau werden Sie entweder abschaffen oder sich der Mühsal der
Registrierung bei der Knappschaft und der monatlichen Meldung an die
Minijob-Zentrale unterwerfen, Aufzeichnungen über die einzelnen Tätigkeiten
nach Tag und Zeiten (zur Feststellung, ob Sie auch wirklich den Mindestlohn
gezahlt haben) unterwerfen. Nun wollen Sie sich aber finanziell beim Freund
oder Nachbarn erkenntlich zeigen, der Ihnen beim Hausbau oder –umbau behilflich
zeigte. Sie können ihm den finanziellen Obulus, den Sie entrichten wollen
überweisen: Aber Sie sollten sich zwingend über die Freigrenzen für Schenkungen
unterrichten, unabhängig davon, ob nicht die Sozial- und Finanzverwaltung
versuchen wird, nachträglich aus Grund dieser Zahlung daraus ein entgeltliches
Geschäft zu machen, welches einkommensteuer- und (jedenfalls)
sozialversicherungspflichtig ist.
Der gläserne Bürger. Es wird
immer mehr dafür getan, dass er es ist. Im Zweifel wissen Dritte bei den Verwaltungen
mehr über Sie als Sie selber. Das aber ist auch das Ziel der Abschaffung von
Bargeld. So erhofft sich der Staat aus Alltäglichkeiten Mehreinnahmen.
Aber wir wollen es doch dem Staat
gönnen. Denn der Staat sind wir – oder ? Und wenn wir dann in Streit mit diesem
Staat geraten darüber, ob wir eine (noch steuerfreie) Schenkung erbrachten oder
ob dies ein Arbeitsentgelt mit allen steuerrechtlichen und
sozialversicherungsrechtlichen Konsequenzen ist, werden wir uns an die Gute als
Zeit erinnern, in der es Bargeld gab und unserem Vorsatz, dass wir doch dem
Staat alles gönnen wollen, als wohltuend ansehen.
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