Mal ehrlich: Wollten Sie nicht auch schon einmal
etwas, was sie - nachdem Sie es erreicht
hatten - keinesfalls mehr wollten, ja sogar
eine Umkehrung herbei sehnten ? Dies scheint ein allgemeines Verlangen zu sein,
welches fatale Folgen insbesondere im politischen Bereich hat. Aus einem „Ami -
go home !“ wurden Proteste gegen den Rückzug der amerikanischen Soldaten aus
bestimmten (gar strukturarmen) Gebieten. Und was wird aus einem Ruf nach einem (Nacht-)
Flugverbot, nach einer Einschränkung der Starts und Landungen auf
Frankfurt/Main ? Es kann als sicher vorhergesagt werden, dass im Falle einer Verwirklichung
sich dagegen die Proteste ebenfalls richten.
Einige
werden sich noch erinnern. Der Ruf „Ami – go home !“, bzw. leicht abgewandelt „Yankee
– go home!“ war ein in europäischen und östlichen Ländern verbreitetes
Schlagwort, welches zunächst in 1950 von den Kommunistischen Parteien [1],
in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts von der sogen.
Außerparlamentarischen Opposition als Reaktion auf den Vietnam-Krieg [2]
und auch noch in der Zeit der Friedensbewegung in den 70er Jahren aktuell blieb
[3].
Ziel war der Abzug der amerikanischen Streitkräfte aus (West-) Deutschland. Der
dann tatsächlich eingeleitete Truppenabbau [4]
stieß dann aber nicht auf den zu erwartenden Jubel. War das „Ami – go home !“
ohne Gegenoffensive geblieben, wurde der Ruf zum Verbleiben in Deutschland
immer lauter, um näher der Tag des Abzugs kam und umso mehr Streitkräfte
abgezogen wurden. Plötzlich wurde den Regionen die Wirtschaftskraft von
Standorten bewusst, klar, dass mit den Soldaten die jeweilige Region lebte und
verdiente. Truppenabzug bedeutet auch Stellenabbau in Deutschland. Nicht nur
betroffen ist deutsches Personal bei den stationierten ausländischen Truppen,
betroffen sind auch die jedenfalls regionalen Wirtschaftsbetriebe, die im
Hinblick auf den Umsatzrückgang Personal abbauen müssen. Und dieser Zustand des
Abkommens vom Ruf „Ami – go home !“ hält bis heute an[5].
Was aber für ausländische Truppen gilt, gilt
letztlich auch für die eigenen deutschen Streitkräfte. Wurde die Wiedereinführung
einer Wehrmacht in Deutschland 1955 stark
kritisiert, insbesondere aus dem linken Lager, wurde auch die langsame
Auflösung derselben und damit das Schließen von Standorten jeweils mit
Enttäuschung und Protesten versehen [6]
.
Es ist wohl die Ironie des Schicksals, dass
sich alles wiederholen muss, wenn auch auf verschiedenen Ebenen bzw. in
verschiedenen Bereichen. Thema ist der Frankfurter Flughafen. Seit der
Eröffnung der neuen Landebahn anhaltende Proteste. Diese haben in einem
Gerichtsverfahren zu einem teilweisen Sieg der Ausbaugegner im Hinblick auf ein
Nachtflugverbot geführt. Aber die Ausbaugegner, die sich lautstark immer wieder
melden, wollen mehr. Letztlich eine Einstellung des Flugbetriebs. Und selbst
wenn es nur die Reduzierung des Flugverkehrs im wesentlichen Umfang sein
sollte, würde dies auch ein Aus für den Flughafen Frankfurt bedeuten. Die
Ausbaugegner sind teilweise Mitläufer aus Deutschland, immer dabei und bei
Protesten zur Stelle. Teilweise vom Fluglärm betroffene Bürger, die im
wesentlichen in Kenntnis des Flughafens und der Ausweitung sowie
Lärmentwicklung in den betroffenen
Bereichen bauten. Und es sind Kommunen (sprich ihre organschaftlichen
politischen Vertreter) der Region, die den Wahleffekt einer Gegnerschaft sehen.
Sicherlich: Sachliche Argumente gegen den
Flugbetrieb sind Lärmentwicklung und Schadstoffausstoß. Dies nun zunächst
unabhängig davon, dass die meisten Betroffenen in den Problemzonen bauten oder
dort hinzogen, als die Entwicklung und
Problematik bereits bekannt war. Aber dafür
waren auch die Preise dort für die Region insgesamt noch relativ
niedrig.
Auf der anderen Seite ist die erhebliche
wirtschaftliche Kraft des Flughafens zu berücksichtigen. Dies kommt ebenso wenig
bei der Diskussion um den Flugbetrieb zum Ausdruck wie der Umstand, dass die
meisten Betroffenen in Kenntnis der Umstände und im Hinblick auf die dortigen
Preise hingezogen sind.
Das Frachtaufkommen auf dem Flugplatz hat von
3.652 t in 1950 auf über 2 Mio. t in 2012 zugenommen, das Fluggastaufkommen von
195.330 auf über 57.000 [7].
Das hat natürlich Einfluss auf den Stellenmarkt, handelt es sich doch bei dem
Flughafen Frankfurt auch um ein sogen. Internationales Drehkreuz [8].
Über 71.000 Personen sind direkt am und im Flughafen tätig [9].
Damit ist der Flughafen ein Jobmotor in der Region [10].
Zu diesen Arbeitsplätzen direkt am
Flughafen kommen Arbeitsplätze im Umfeld, bei Zulieferern, Speditionen pp.
Zwar wird kritisiert, der Flughafen würde
nicht die zugesagten Beschäftigungszahlen bringen [11].
Aber die Betrachtung muss umgekehrt angestellt werden, da die Schaffung von
Arbeitsplätzen nicht nur illusionäre Zukunftsmusik ist, sondern die Arbeitsplätze
real bestehen. Mit der Einschränkung des Flugbetriebes sind diese Arbeitsplätze
in Gefahr. Denn die Einschränkung des Flugbetriebes ist gleichbedeutend mit
weniger Umschlag, weniger Passagieraufkommen. Dies bedingt, dass weniger
Mitarbeiter benötigt werden, die Infrastruktur nicht mehr ausgelastet ist…
Also wieder das Katergefühl nach einer
durchzechten Nacht: „Ami – go home !“ war als politisches Spektakel einer nicht
die Folgen bedenkenden Bewegung wahr geworden und weckte nun Katergefühle.
Nicht mewhr „Ami – go home !“ war gewünscht, sondern „Ami - stand by me“. Und der Flughafen Frankfurt ? Wird wahr was mit
der Protestbewegung gewollt ist, ist auch hier im Ergebnis Katerstimmung
angesagt. Dabei muss sich die Region bewusst sein, dass der Flughafen nicht nur
selbst eine Arbeitsmaschine ist, sondern die Anziehungskraft des nahen
Flughafens hier auch die zentrale Stellung der Stadt und der Region fördert. All dies soll aufgegeben werden ?
Der Flughafen bietet betroffenen Eigentümern
den Kauf deren Häuser an . Das wird meistens abgelehnt. Man erhofft sich höhere
Preise für den Fall, dass der Flughafen einen provinzialen Charakter erhält.
Richtig ist dann sicherlich, dass Lärm- und Emissionen nachlassen würden. Aber
der Wert der Grundstücke würde nicht steigen sondern fallen, da die Region
nicht mehr gefragt ist, in anderen Regionen eine Arbeit gesucht werden muss.
Ich wohne und arbeite in Frankfurt. Auch wenn
ich nicht direkt in dem stark betroffenen Bereich der Flugschneisen wohne, sind
doch die Flugzeuge deutlich zu hören. Aber ich wohne hier, da ich hier arbeite.
Und auf Grund der Bevölkerung und angesiedelten Betriebe kann ich hier
arbeiten. Indirekt bin damit auch ich vom einer „Jobmaschine“ Flughafen mit
abhängig. Warum sollte ich also den Ast absägen, auf dem ich sitze ?