Ich habe gerade die Zeitung
durchblättert, die ein Kollege auf seinem Tisch liegen ließ. „Erhöhung der Altersgrenze auf 68
Jahre ? Ein Vorschlag der FDP“ heißt e da auf der ersten Seite. Nicht neues
also. Auf Seite 2 „Verbraucher melden ihre Rechte an – Gerechte Marktordnung
und Freiheit / Ablehnung der Kartelle“ hört sich das auch abgedroschen an. Ein Lächeln über den versuch des ADAC,
positiven Eindruck zu schaffen: „ADAC will die Jugend stärker fördern“. Und dann bei Wirtschaft „Der Verbraucher wurde
bisher nicht gefragt – Das Tauziehen um das Ladenschlußgesetz“. Schon wieder oder immer noch. Was die doch so
interessiert in Westfalen, denke ich, da es sich um das Mindener Tageblatt handelt.
Aber was steht denn da: Mittwoch, 5. Mai 1954. Themen wie heute. Nichts hat
sich geändert. Die Diskussionen sind gleich. Gestern ist eben heute morgen.
Zeitgeschichte einmal anders.
Eine alte Tageszeitung – wahllos hineingegriffen. Die Themen sind aktuell.
Die FDP fordert die Rente erst mit
68 und rechnet vor, dies erbringe der Rentenkasse eine Ersparnis von DM 400
Millionen im Jahr. War das nicht eben schon einmal ? Ist jetzt aber abgesenkt
auf 63 mit einigen Fallstricken und mittelfristiger Erhöhung (kleiner Taschenspielertrick
der jetzigen Regierung) ?
Verbraucherrechte werden auch
heute immer weiter angemahnt und Kartelle abgelehnt. Gefordert wurde damals von
der Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände Schutz gegen Übervorteilungen
und Machtstellungen und eine Verbraucherpolitik im Rahmen der sozialen
Marktwirtschaft. Ich denke an Ölkartelle, Benzin-, Gas- und Stromtarife und die
heutigen entsprechenden Forderungen.
ADAC und Jugend. Marketing war
immer ein Spielfeld des Automobilclubs. Und er versucht sich heute auch wieder „aufzumöbeln“. Eine Maßnahme, die dazu gehören
könnte.
Und das Ladenschlussgesetz ?
Damals wurde der freie Samstagnachmittag für den Einzelhandel diskutiert, und
u.a. von den Verbraucherverbänden moniert, dass der Angestellte (der Samstags
zumindest vormittags noch arbeitete) dann nicht mehr „mit seiner Frau“ wichtige
Einkäufe zusammen erledigen könne. Zwei Wandlungen: Damals die Frau wie
selbstverständlich „nur“ Hausfrau, heute die Diskussion um Öffnung letztlich
rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche, nach freier Wahl des
Einzelhandels.
Die Themen sind geblieben, nach
60 Jahren. Nur inhaltlich haben sich die Schwerpunkt teilweise verlagert.